When the shit hits the fan

… dann geht es zum Beispiel in der ansonsten eher beschaulichen Facebook-Gruppe über den Rheingau als Region um das bezaubernde Thema ‚Windkraft‘.
Hintergrund: In der Gemarkung Eltville besteht Interesse von verschiedenen Seiten, auf ausgewiesenen Vorrangflächen am Taunuskamm ein paar Windkraftanlagen aufzustellen.
Dazu war die Bürgerschaft aufgefordert, sich am 25.02. in einer geheimen Wahl für oder gegen diese Pläne auszusprechen.
In den Wochen unmittelbar vor der Wahl kam es zu heftigen Diskussionen in allen Rheingau-bezogenen Medien, ich habe hauptsächlich die in der o.a. Gruppe mitbekommen.

Alter!
Was da an Hass, Hetze, Lügen und ‚alternativen Fakten‘ auf den Monitor gekübelt wurde, war teilweise nur schwer auszuhalten. Hauptsächlich auf der Seite der Windkraftgegner fanden sich neben Hardcore-Nazis¹ einige Leute, die sich nur über Beleidigungen artikulieren können und ansonsten Unmengen aus dem Adelsgeschlecht derer von Dunning-Kruger, die mit einfachsten Zusammenhängen komplett überfordert waren – allerdings deshalb nicht leiser, eher umgekehrt.
Das Grünen-Bashing – angesichts der generell fest in CDU-Hand befindlichen Kommunen ist das wirklich von besonderer Lächerlichkeit – erreichte schrille Höhen, wobei das Social Media Team der Grünen in Eltville jetzt auch nicht sooo clever agierte, aber das ist ja eh ein Problem dieser Partei. Die PR ist von Bundes- bis Kommunalebene IMHO ein einziges Disaster. Aber ich schweife ab.

Sechs Windräder sind jedenfalls das Ende jeglichen Tourismus im Rheingau, der arme Wald wird durch den Bau geschunden, dass es eine Art hat² und sämtliche Zugvögel werden geschreddert.
Ohnehin gibt es in der Region kaum eine Luftbewegung und wenn der Habeck nicht persönlich die AKW abgeschaltet hätte, wären wir alle immer noch im Paradies.
Und sonst ist Windkraft wirklich ganz toll. Überall, aber halt nicht hier.
So wie man es halt überall hört.

Jede dieser interessanten und einfallsreichen Argumentationen wurde dann ungefähr 250mal wiedergekäut und auch nach der 100sten Richtigstellung zuverlässig einen Tag später als die neueste Wahrheit verkündet. Natürlich immer mit Unmengen an Frage- und Ausrufezeichen, das macht ja bekanntlich auch die kaputteste Argumentation ganz toll.

In den zwei Tagen vor dem Votum steigerte sich das dissonante Gebrüll dann in schier unerreichbaren Diskant und während deutlich zu merken war, dass sich die Befürworter langsam zurückzogen, machte sich in mir eine große Gewissheit breit, die durch das Ergebnis der Abstimmung dann auch eindrucksvoll bestätigt wurde.

Die Leute sind nämlich nicht blöd. Und dezentrale Energieversorgung hat unter dem Strich nur Pluspunkte. Die Einnahmen für die Gemeinden alleine sind schon so ein gewichtiges Argument, den notorisch klammen Kommunen regnet es da nämlich in die Taschen, dass es eine Art hat.

Und bei der Energiewende ist eine Haltung von ‚was ich nicht mag, können andere aushalten, aber wir sind was Besseres‘ einfach ekelhaft.

Von daher hoffe ich inständig, dass die Diskussionen jetzt weiter in die Richtung gehen, dass es mehr Windkraft im Rheingau geben wird – und habe begonnen, mich entsprechend zu vernetzen.
Das richtig Gute an der Sache ist nämlich, dass ich ein paar sehr clevere und nette Menschen kennengelernt habe, die ich dann auch demnächst mal im RL treffen möchte.

Und die Windkraft für den Rheingau hat in mir definitiv einen Fürsprecher gefunden – mich haben schon vor Jahren die ‚Windkraft-Wahnsinn‘ Schilder in manchen Ortschaften angewidert.

Achso: In der Facebook-Gruppe werden ab jetzt Windkraft-Posts ohne Vorwarnung gelöscht. Ich mag die Admins.

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_{Headerbild von Thomas G. auf Pixabay
Beitragsbild von andreas160578 auf Pixabay
Grafik: Screenshot von mir}