Anreise, Provinz Alajuela (Alajuela, Boca Tapada, Arenal)

Das fängt ja gut an, zum ersten Mal überhaupt wird unser Handgepäck gewogen und für zu schwer befunden1, zuerst sollen wir umpacken, was auch nicht ganz einfach geworden wäre, da auch unsere Koffer nur knapp unter der erlaubten Grenze liegen – schließlich lässt man uns aber doch gewähren, da wir ja auch jeder einen Laptop dabei haben!
Dass der meinige kaum ein kg wiegt, ist zum Glück unerheblich ;-)

Dafür ist das Sitzen in der erstmalig von uns Luxusmenschen gebuchten Premium Economy sehr bequem (15 cm mehr Kniefreiheit machen sich DEUTLICH bemerkbar).
Nachteil: Durch späte Reservierung haben wir nur zwei Plätze nebeneinander in der Mittelreihe bekommen und neben mir platziert sich ein weiblicher costaricanischer Elefant, deren Ellenbogen ich permanent abkriege2.
Der Flug vergeht mit gutem Essen und ausreichend Schlaf aber dennoch wie im Flug.
Äh.

Nach der Ankunft am Flughafen Juan Santamaria warten wir länger auf den Bus, der uns dann um halb acht morgens Ortszeit in unsere Unterkunft bringt.
Das Hotel Buena Vista im Ort Alajuela glänzt mit einem tollen Garten und einer noch schöneren Aussicht. Wir bekommen entgegen unserer Befürchtungen trotz der frühen Stunde sofort unser Zimmer.

Unsere (fantastische) Reiseleiterin stellt sich vor. Rebecca stammt hörbar von der Schwäbischen Alb und erweist sich als extrovertiertes Energiebündel, die den Laden jederzeit gut im Griff hat und uns im Reiseverlauf sehr ans Herz gewachsen ist <3.
Laut Reisebeschreibung gibt es kein Frühstück, die Realität sieht zum Glück anders aus und gut gesättigt von Gallo Pinto und Rührei, Früchten und gutem Kaffee geht es direkt auf den ersten Ausflug an den Vulkan Poás.
Die Flora erinnert an Ecuador, Orchideen gibt es in der Höhe (2.600 m) und Bromelien ohnehin. Die Sicht war den ganzen Vormittag super, der Krater ist aber trotzdem neblig und zwischen Schwefelschwaden, die manche fast von den Füßen holen, können wir nur die Ausmaße des Vulkans erahnen.
Also wie immer. Wir und Vulkane…
Der etwas anspruchsvolle Rückweg ist mir zu steil, wir gehen zum Ausgangspunkt, sitzen in der Sonne :-) 3

Nach Eintreffen der anderen fahren wir zum Mittagessen (frischer Erdbeeersaft…) mit Casado, dem preiswerten costaricanischen Hauptgericht, immer mit Reis und Bohnen, Fleisch oder Fisch nach Wahl und meist mit Salat, manchmal mit Chayote. Preis in der Regel um 5,00 Euro.
In Abänderung des Zeitplanes – weil die Straße nach Maquenque, die wir morgen in Angriff nehmen werden, so grottenschlecht ist – schauen wir uns den Botanischen Garten Else Kientzler heute noch an. Tolle Anlage, in der wir erstmals Basilisken sehen. Und natürlich reichlich tolle Pflanzen.
Leider wird schon heute klar, dass mein Reisezoom, das Sigma 18-250mm, im Eimer ist, hat bisher nur die Belichtung gesponnen, geht jetzt auch der Autofocus in die Knie…

Rückfahrt ins Hotel, ein wenig im Hotelgarten fotografieren, dann Abendessen und natürlich sind wir nach der kurzen Nacht im Flieger zügig im Bett.

Mit Unterbrechungen schlafen wir uns gut aus und nach dem Frühstück  geht es mit Sack und Pack auf eine Kaffeeplantage mit einigem an interessanter Botanik rundherum.
Um auf den aktuellen Stand zu kommen, kauft Rebecca eine Zeitung, die sich im Bus als Ausgabe vom 12.03. (ist ja nur einen Monat her) herausstellt und sie bekommt nicht wenig Spott4 :-D
Danach fahren wir durch Auenland-ähnliche Landschaften, Hügel rauf und Hügel runter geradewegs nach Norden, wo an der Grenze zu Nicaragua die nächste Lodge unseres Urlaubs liegt und ich freue mich nach der ganzen Recherche riesig auf Maquenque.
Bis zum Mittag sind die Straßen noch gut (die Portionen beim Mittagessen in Pital sind unfassbar, eine Portion Casado reicht für mich und Kathinka – es bleibt sogar noch etwas übrig), dann aber wird die Schotterpiste eklig und wir fahren in leicht erhöhtem Schritttempo rund drei Stunden entlang scheinbar unendlicher Ananas-Plantagen, bevor wir endlich am Rio San Carlos ankommen und in zwei Touren über den Fluss gefahren werden, der Wasserstand ist so niedrig, dass bei nur einer Tour mit allen im Boot selbiges wohl aufgesetzt hätte.
Maquenque Eco Lodge ist wirklich ein Paradies an botanischer und zoologischer Vielfalt und die kleinen Häuschen an der Lagune sind einfach zu pittoresk.
Das riesige Areal bietet viele Möglichkeiten, vom Kanufahren über ausgedehnte Spaziergänge. Leider müssen wir auf die morgige Bootstour auf dem Rio San Carlos verzichten, da der Kapitän des Bootes beim Tomatenpflücken von einer Schlange gebissen wurde und nur mit knapper Not mit dem Leben davon kommt (er war in der Ambulancia, die uns auf der Schotterpiste entgegen raste).
Wir haben also einen programmlosen Entspannungstag vor uns und das gefällt auch sehr.
Die im Web empfohlene Pina Colada ist auch wirklich hervorragend, kaltes Bier passt eh immer und wir fotografieren auch noch im Dunklen die Kaimane, deren Augen im Licht der Kopflampe reflektieren5.
Nach einem anstrengenden, aber sehr interessanten und schönen Tag sind wir gegen zehn im Bett (nachdem wir eine monströse Schabe aus dem Zimmer geworfen haben und die Fledermaus auch wieder weg war).

Der folgende Morgen findet uns schon früh wach, es ist aber auch abartig laut da draußen ;-). Brüllaffen, die unzähligen Vögel und das auf der Hütte krabbelnde Eichhörnchen sorgen für reichlich Unterhaltung.
Wir suchen einen Kaffee an der Rezeption, werden fündig und haben am ‚Bananen’baum, einer Futterstation für Vögel reichlich verschiedene Spezies, teilweise der grellbunten Art vor den Augen und dem Objektiv.
In der Ferne sehen wir Klammeraffen in den Bäumen turnen, die Brüllaffen hören wir bis dato nur.
Während wir auf der Terrasse unserer Hütte sitzen, summen im Strauch nebendran so viele Bienen, dass es wie ein Staubsauger klingt.
In Höchst ist der Stadtlärm erheblich leiser *g*.
Das Frühstück war sehr schmackhaft, Pinto, Rührei, Schinken und Käse. Kochbananen.
Wir beschließen, einen kleinen Spaziergang zu machen und finden uns auf einer 1,5-Stunden Dschungelwanderung. Sehr anstrengend, aber auch ebenso beeindruckend, Frösche sehen wir und ich renne stockvoll in das Netz einer großen Radnetzspinne ;-)

Durch die Bilder der anderen angestachelt, gehen wir aber nach dem leckeren Mittagessen nochmal auf eine kurze Runde los und kriegen noch ein paar bessere Aufnahmen von den Fröschen mit den Jeans *g* hin.

Nach dem Abendessen stromern wir alle mit Taschenlampen um die Lodge rum und suchen nach nachtaktiven Tieren, finden Frösche und Kröten (von denen ich natürlich auch eine fange), einen Leguan und viele Zikaden, die mit ihrem infernalischen Lärm die Nacht durchdringen.

Abschied von Maquenque heißt es am nächsten Morgen – eine Kurzkritik auf Tripadvisor noch schnell geschrieben, dann geht es über die Holperpiste zurück. Unterwegs besuchen wir eine neue Schule und sind einmal mehr verwundert, wie stark gesichert alles ist, Stacheldraht in Dreierreihen, Gitter und Stacheln allenthalben…
Wir essen im selben Lokal wie vor zwei Tagen (und essen auch das gleiche Casado, never change a perfect routine), danach geht es mit einer kleinen Überraschung (einem Leguan-Hangout *gg*) zum Vulkan Arenal, der sich – für uns typisch – komplett in den Wolken versteckt.
Die Lodge ist überaus komfortabel, mit Kühlschrank und dunklen Möbeln in den großzügig angelegten Häuschen, die wir bewohnen.
Das Buffet-Abendessen ist auch gut, nur die Betten sind entsetzlich weich…

Entsprechend leicht gerädert nehmen wir den nächsten Tag in Angriff: Heute ist Ausdauer im Behinderten-Bereich gefragt – zuerst fahren wir in den Nationalpark am Arenal und spazieren eine Stunde bis zu einem Lava-Geröllfeld. Orchideen, Eichhörnchen und viele Touristen säumen unseren Weg, insgesamt ist der Ausflug aber nicht soooo toll, das Highlight sollte noch kommen.
Zum Mittagessen treffen wir am Eingang des Resorts mit den Hängebrücken ein – diese Hängebrücken suchen wir dann auch auf und ansolvieren den rund 4 km langen Rundweg, auf dem es teilweise gut rauf und runter geht – in den Wipfeln der Bäume und entlang der Schluchten, wir können uns kaum satt sehen an den riesigen Bäumen, den Bromelien und dem gesamten Regenwald-Erlebnis.
Sehr anstrengend ist es aber und ich bin einmal mehr froh und stolz, das so gut gemeistert zu haben.

Ein paar Minuten Entspannung auf dem Zimmer sind angebracht, bevor wir zum Abendessen in ein typisch costaricanisches Lokal im Ort gehen, wo es neben den immer präsenten Reis&Bohnen-Gerichten auch eine Vielfalt anderer Speisen gibt, mein Steak ist zwar ein wenig fest, aber die Zähne tun ja noch gut :-D
Tatsächlich ist bei der Rückkehr um 21:00 Uhr der Arenal frei zu sehen, das sollte aber der einzige Moment bleiben und stockefinster ist es um die Zeit allemal auch in Costa Rica.


Show 5 footnotes
  1. wenig überraschend, allein das 150-500 wiegt doch erheblich
  2. Funfact: die Dame ist nicht nur ausführlich in ihren Körpermaßen, auch ihr aus zwei riesigen Taschen bestehendes Handgepäck dürfte knapp das Dreifache der erlaubten 6 kg wiegen
  3. Außerdem kaufen wir unser No.1-Reiseandenken *g*
  4. „Was denn, schon wieder Konklave?“
  5. Himmel, sind unsere Taschenlampen schlecht. Maglite mag ja mal Stand der Technik gewesen sein, aber wir sehen, was aktuelle LED-Lampen können. Missstände, die unbedingt geändert gehören.

sparta

Antifascist. He/His. Get vaccinated. Wear a mask. Jede*r anders, alle Drama. Quality misunderstandings since 1963. Change is constant.

5 Kommentare

Wolfgang Lonien · 6. Mai 2013 um 06:41

Welcome back, und thx für die schönen Fotos, auch zwischendurch schon auf G+!

travellingpete · 31. Mai 2013 um 07:15

6kg Handgepäck für einen Transatlantikflug? Oder war das ein Weiterflug im Zielland? Krass jedenfalls, sogar die wiegenden Geier von Ryan erlauben 10kg.
Schade um das Reisezoom, aber dennoch wieder sehr schöne Bilder!

    sparta · 31. Mai 2013 um 07:39

    Besonders witzig war, dass die Wiegende mir versuchte zu erklären, dass das mit den overhead lockers zusammenhinge. Die mit zwei Gepäcksstücken ausgefüllt sind und 36 kg max. load haben…. ;-)
    Merci für den Kommentar zu den Bildern, das Reisezoom ist mittlerweile ersetzt (Tamron 18-270)…

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