Diesen Titel hat sich heute in Folge ihrer dauerhafen Bemühungen um grenzenlose Dämlichkeit die Deutsche Post in ihrer Gesamtheit verdient. Das Ganze entwickelte sich in mehreren Akten, die ich hier schildern werde:

1. Akt

Es ist Mitte Januar 2007 und unser Postzusteller ist ein paar Tage in Urlaub.
Das darf der Mann und es sei ihm gegönnt. Unverdient ist, dass seine Vertretungen leider nie in der Lage sind, unser Haus im Hinterhof zu finden, obwohl wir ein Schild mit einer genauen Anleitung über den Briefkästen im Vorderhaus angebracht haben.
Nunja, vielleicht ist Lesebefähigung kein Einstellungskriterium bei der Post.

Die Tatsache, dass wir mehrere Tage keine Post erhalten und Briefe als ‚unzustellbar‘ zu den Absendern zurückkehren, ist dann auch Thema mehrerer Telefonate mit dem Kundenservice der Post. Man verspricht Abhilfe und intensive Schulung der Mitarbeiter (ich erwarte ein zweitägiges Seminar ‚Mach die Augen auf!‘ in der Filiale).

2. Akt

Immer noch keine Post. Noch ein Telefonat mit der Hotline. Und ich begehe einen gravierenden Fehler, denn ich frage nach der Möglichkeit eines Postfachs. Hahaaa, kein Problem, mein Ansinnen wird weitergeleitet und ich kurz danach zurückgerufen.
15,00 Euro einmalig und ich habe ein Postfach in der hiesigen Postfiliale.
Das klingt verlockend, wichtige Post kann ich dann dahin schicken lassen und weiß, dass die Sachen ankommen. Wenn ich gewusst hätte, was da noch kommt, hätte ich mir lieber die Zunge abgebissen. So bleibt die Betriebstemperatur in Erwartung der postalischen Segnungen auf einem gleichmäßig niedrigen Level.

3. Akt

Ende Januar. Seit einer Woche keine Post. Ich passe den Zusteller ab und frage nach, was los ist. „Ei, sie habbe doch jezz e Bosdfach, do gehd die gans Bosd seid aaner Woch hi.“
Ich bin ein wenig fassungslos, offensichtlich bin ich wohl der einzige, der nicht weiß, dass er ein Postfach hat. Einen Schlüssel habe ich eh nicht. Na, dann rufen wir doch mal – *öfter mal was Neues* – die Hotline der Post an.
Man ist eher unwirsch am anderen Ende, ja, das Postfach sei jetzt seit 22. eingerichtet und ich könne meine Post da abholen. Auf meine Frage, wie das zu bewerkstelligen sei, da ich ja zum einen nicht weiß, welche Postfachnummer die meinige ist und darüberhinaus Bedenken habe, dass sich so ein Postfach ohne Schlüssel öffnen lässt, wird man noch unwirscher und schickt mich in die Filiale. Die Betriebstemperatur erreicht ein kritisches Level.

4. Akt

In der Filiale händigt man mir meine Post der letzten Wochen aus und informiert mich, dass Postfachinhaber nur noch das Postfach haben und an die Hausadresse gar nicht mehr zugestellt wird, eine Information, die man dem Kunden im Vorfeld anscheinend nicht zumuten will.

Man zahlt also 15,00 Euro, um seinen Briefkasten weit weg von zuhause hinzustellen. Ein sicherlich zukunftsweisendes Konzept, welches mich aber doch weniger überzeugt. Ich kündige das Postfach sofort, bevor die Betriebstemperatur den Siedepunkt erreicht (im Gegensatz zur Einrichtung geht die Kündigung nur schriftlich). Immerhin habe ich die ultimate Methode gefunden, unliebsamen Zeitgenossen das Leben zur Hölle zu machen, ich richte einfach telefonisch ein Postfach für sie ein.

5. Akt

Der kommt hoffentlich nicht. Und wenn doch, sehe ich ihm gelassen aus dem Sanatorium entgegen..

„Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Post an Bord…“ *träller*


Headerbild von Achim Scholty auf Pixabay


sparta

Antifascist. He/His. Get vaccinated. Wear a mask. Jede*r anders, alle Drama. Quality misunderstandings since 1963. Change is constant.

4 Kommentare

Matthias Kryn · 1. Februar 2007 um 13:57

Köstlich. Eine Begegnung mit einem anderen Universum.

Trichtex · 2. Februar 2007 um 16:22

> Immerhin habe ich die ultimate Methode gefunden,
> unliebsamen Zeitgenossen das Leben zur Hölle zu
> machen, ich richte einfach telefonisch ein Postfach
> für sie ein.

Angesichts solcher Aussichten tut man offenbar gut daran, sich nicht Deinen Unmut zuzuziehen. Glücklicherweise wird Euere Agame nicht per Post zugestellt – ob mit oder ohne Postfach, er wäre verloren…

sparta · 2. Februar 2007 um 19:36

Nachwort:
Am 31.01. bringt unser schlauer Postzusteller die Post tatsächlich zum Briefkasten und siehe da: Es ist ein Schreiben der Post dabei, in dem mir zu meinem neuen Postfach gratuliert und die Eröffnungsformalitäten erläutert wird und werden.
Der Brief war auch nur 13 Tage unterwegs.

Wenn ich meine Zähne wieder aus der Tischplatte herausbekomme, gibt es auch mal neue Einträge im Blog.

Peter Gruener · 3. Februar 2007 um 18:37

Einfach Klasse. Da schreitet die Genesung doch um Einiges flotter von dannen.
Gruß,

Peter – mit 30% Meniskus weniger, dafür um zwei Löcher im Knie reicher ;-)

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