Kennt ihr das, wenn schon bei der Nummer in der Anzeige vom Telefon eine innere Stimme sagt: Brace yourself, gleich schepperts?
So war das bei mir im Dezember 2021, als nach der Blutabnahme und dem PSA-Test in meiner Hausarzt-Praxis selbiger Hausarzt anrief.
‚Okay, Peter, jetzt wird es böse‘ sagte die Stimme und sie sollte Recht behalten.
‚Hallo Herr Wenz, das Ergebnis vom PSA-Test ist da und der ist viel zu hoch.‘
‚Wie hoch?‘
‚6,0.‘
Viel zu hoch. Die Tastuntersuchung war unauffällig gewesen, aber das sind die meistens. Okay, such ich mir mal einen Urologen, mein früherer in Höchst war mir immer ein wenig zu rustikal und der Typ in Griesheim – da schüttelt es mich jetzt noch, wenn ich an den denke. Ich hätte es gerne modern, groß und technisch versiert.
Die Urologie an der Paulskirche macht einen guten Eindruck und mit ein bisschen Glück kriege ich einen Termin am nächsten Tag. Tastuntersuchung und Ultraschall: Nix.
‚Wir warten jetzt mal zwei Monate, dann machen wir noch einen Test.‘
Zwei Monate später: 5,8.
Nochmal sechs Wochen danach: 6,0.
Machen wir uns nichts vor: Houston, wir haben ein Problem.
Jetzt gilt es abzuwägen, direkt Biopsie oder erst einmal ein MRT, letzteres zahlt leider niemand außer einem selbst.
Dennoch entscheide ich mich dafür und nach dem Termin ein paar Wochen später ergibt selbiges, dass da tatsächlich was Auffälliges in meiner Prostata ist.
Kostet auch nur 650,00 Euro, das MRT und das Gespräch mit der TK ist so skurril, dass einem alles vergeht. ‚Ja, wenn sie an einer tödlichen Krankheit leiden würden, dann würden wir das zahlen.‘ ‚Ich mach das, um einer tödlichen Krankheit vorzubeugen.‘ ‚Das ist ihre Privatsache.‘
Ja, lohnt nicht zu diskutieren. Technische Kasper Kasse.
Nächster Schritt: Biopsie.
Alter, ist das Scheiße. Das Ekelhafteste, was ich je mitgemacht habe. Ich kann das auch entsprechend schildern, aber hier gehört das nicht hin.
Ergebnis: Im Zielgebiet und an einer anderen Stelle sind Krebszellen.
Next? OP oder Bestrahlung?
Ich spreche mit Freunden, Betroffenen und Ärzten, Ergebnis: OP.
Bestrahlung geht dann immer noch, wenn das nichts taugt – bzw. was gestreut hat.
Andersrum ist es halt unschön, kein Chirurg schneidet gerne in verbranntem Gewebe rum. Dazu kommt, dass sie in der Uniklinik einen DaVinci-Roboter haben, der zwar gruselig aussieht, aber doch noch exakteres Schneiden ermöglicht.
Mit dieser Klärung im Kreuz einen Termin in der Uniklinik gemacht. Am 4.10. wird einiges drastisch anders werden, über die bekannten Nebenwirkungen Inkontinenz und erektile Dysfunktion muss ich wohl nicht viel sagen, das ist ja bekannt. *seufz*
Das Aufklärungsgespräch ist auch schon nicht besonders lustig, die Anästhesistin macht ein Riesengeschiss um die Stimmbandlähmung, letztlich muss ich noch zur Begutachtung in die gestopft volle HNO-Abteilung der Uniklinik – danach ist dann aber auch keiner schlauer.
Statt der veranschlagten 45 min. für die Gespräche war ich fast 5 Stunden in der Klinik und schon da begann sich so ein gewisser Grundhass auf diese Einrichtung zu manifestieren. Oh boy, sollte der noch Futter kriegen.
Am 4.10. dann die OP.
Supercooler Anästhesist, der sich seiner Sache nicht nur sehr sicher ist, sondern seine Sache auch versteht, ich hatte nach dem Aufwachen keinerlei Probleme von der Atmungsseite her.
Auch der Operateur war fantastisch, meinen allergrößten Respekt – nicht nur von den chirurgischen Fähigkeiten her, er ist auch ein sehr angenehmer Mensch mit einem hohen Maß an Empathie.
Die OP an sich ist auch gut verlaufen, tatsächlich sieht alles nahezu optimal aus, was die komplette Heilung vom Krebs angeht.
Ein paar sehr merkwürdige und kurzfristig beängstigende Folgen, die jedoch völlig normal im Verlauf sind, gab es – letztlich war alles bewältigbar.
Was allerdings alles negativ überschattet hat und auch den Operationserfolg ein wenig nach hinten rücken ließ, war die Corona-Infektion, die ich mir in der Klinik holte und all das, was danach in dieser Hinsicht im Krankenhaus und mit dem medizinischen (Fach-)Personal passiert ist.
Dazu aber ausführlich in separaten Posts.
In einer Woche ist die erste Verlaufskontrolle mit PSA-Wert-Ermittlung. Drückt mal die Daumen, dass alles tatsächlich so gut verlaufen ist, wie es bisher aussieht.
Top image by Sasin Tipchai from Pixabay
2 Kommentare
Wolfgang · 5. Dezember 2022 um 12:52
Ach Du Sch… wünsch Dir eine baldige und vor Allem vollständige Genesung!
sparta · 5. Dezember 2022 um 12:53
Danke <3
Ja, das war kein schönes Jahr, es kamen noch einige Sachen dazu - ich bin immer noch dabei, den Jahresrückblick zu entschärfen, damit da nicht in jeder Zeile 'SCHEISSE' steht...