08.04. King of the mountain
Das heutige Highlight beginnt in der Früh um kurz vor sechs, als der Wecker klingelt.
Immer noch regnet es leicht und wir fragen uns, ob die Wanderung zu Phillip’s Cave tatsächlich stattfindet. Dann ist auch Gustav noch nicht zur vereinbarten Zeit da und eine gewisse Unruhe macht sich breit.
Um viertel nach sechs taucht er aber auf, wenig später geht es dann auch los, zuerst ein Stückchen mit dem Bus und dann per Pedes weiter.
Es hat zu Regnen aufgehört, aber das kniehohe Gras ist natürlich immer noch patschnass.
Es geht steil und unwegsam bergauf, dann in eine Hochebene hinab und von dort nochmals ca. 80 Höhenmeter über teils glitschigen Fels. Ich muss einige Pausen einlegen, denn die Tour ist mehr als anstrengend.
Wir werden aber für unsere Mühen belohnt, zuerst (und wirklich außergewöhnlich) durch einen rund drei Meter langen Felsenpython, der gerade dabei ist, einen Klippschliefer zu verpeisen, also herunterzuwürgen.
Er verdeckt sein Maul mit dem Schwanz, so dass man nur die Hinterbeine des Nagetiers noch ahnen kann.
Gustav schiebt den Schwanz beiseite und es gelingen ein paar eindrucksvolle Aufnahmen vom Reptil und seiner Mahlzeit, dann aber zeigt sich der Python massiv gestört durch unsere Anwesenheit, er würgt den Klippschliefer wieder aus und macht sich aus dem Staub, was wir beides sehr bedauern, denn wir wollten ihn nicht um seine Beute bringen.
Auf dem Felsen über der Grotte sitzen und spielen einige Paviane, die sich durch uns nicht wirklich stören lassen, zu steil ist der Berg und zu weit sind wir doch weg.
Durch ihre Aktivitäten lösen sich aber öfters Steine und wir müssen aufpassen, dass wir keinen auf den Kopf geschmissen bekommen.
In der Grotte sind uralte Felszeichnungen (der weiße Elephant), Jagdszenen mit vielen Menschen und eine langgestreckte Giraffe, die man auf dem Rücken liegend am besten sehen kann. Das Panorama ist erschlagend, wir haben einen schönen Blick auf Bull’s Party, wo wir gestern abend unseren Sundowner zelebrierten.
Kathinka und ich bilden die Vorhut beim Rückmarsch, da ich an den Steigungen mit längeren Pausen kalkulieren muss, es geht aber alles sehr viel glatter als erwartet und wir sind nach weniger als einer dreiviertelstunde wieder zurück am Auto.
In die Lodge zurückgekehrt lassen wir uns zuerst mal das Frühstück schmecken, bevor es ans Packen geht und wir wieder Richtung Usakos fahren. Zum Glück kommen wir auf üblen Nebenstrecken um eine erneute Flußüberquerung herum (die wohl nicht zu schaffen gewesen wäre, aus dem Rinnsal des Vortages ist ein veritabler Fluss geworden…)
In Usakos an der Tanke wartet unser reparierter Hänger auf uns, das Gepäck wird umgeladen und auf geht’s nach Khorixas.
In einer Schnitzerei erfahren wir, dass die Straße über Uis in Teilen wohl unpassierbar ist. Von daher ändern wir unsere geplante Streckenführung dahingehend ab, auch nach Omaruru über die Teerstraße zu fahren, was zwar ein erheblicher Umweg, aber auch eine Ankommensgarantie ist.
In Omaruru raiden wir den Spar, Lebensmittel für die nächsten beiden Mittagspicknicks kaufen, dann geht es über die wirklich abwechslungsreiche Straße weiter.
Wir sehen Paviane, die auf Telefonmasten sitzen, ein Warzenschwein kreuzt die Straße und die Termitenbauten ragen meterhoch und spitz in die Landschaft.
Nach einem kleinen Päuschen ca. 80 km vor Otjiwarongo bricht mal wieder die Hölle los, es schüttet wie aus Eimern und hört überhaupt nicht mehr auf…
Noch 180km bis Khorixas.
In Outjo legen wir um halb sechs einen Zwischenstopp ein (IMHO komplett überflüssig) und wieder werden wir erst auf den letzten Drücker bei unserer Lodge ankommen.
Da mal ein wenig mehr Entspannung zu haben, wäre wirklich schön, ist aber halt nicht. Nach langer langweiliger Nachtfahrt kommen wir um halb acht an, beziehen nur kurz die Zimmer, bevor es zum Abendessen geht, das nicht gerade durch Vielseitigkeit glänzt. Aber das Bier ist kalt und schmeckt, die Zimmer sind sehr schön und satt werden wir auch.
Was will man dann noch mehr.
Ein Hauptspaß ist das Personal, das bei zusammengestellten Tischen befürchtet, die Bestellungen zu vertauschen (als ob es an getrennten Tischen weniger Personen wären ;-)), aber nach dem Essen singen sie (mäßig) schön und wir gehen früh zu Bett, wollen die angenehmen Betten genießen und das gelingt ausgezeichnet, ich schlafe wie ein Stein, Kathinka wohl auch.
09.04. The waste lands
Das übliche: Sieben Uhr Frühstück, acht Uhr Abfahrt, nachdem es gestern ausschließlich über Teerstraßen ging, sind heute Schotterpisten dran, die dank des Regens natürlich völlig im Eimer sind, die Durchschnittsgeschwindigkeit ist brutal niedrig.
Dafür sehen wir den ganzen Tag keine Wildtiere, von einem einzelnen Springbock und Reptilien mal abgesehen.
Zuerst geht es zum Versteinerten Wald, einem Gebiet voller ‚petrified wood‘, überall liegen kleinere und große Brocken rum, die aufzuheben leider drastische Strafen nach sich zieht.
Ganze Baumstämme hat es da und wir fragen uns im Scherz, wie wohl eine Tischplatte daraus, gesägt und poliert, aussehen würde – an der Stelle versteht aber auch unser Reiseleiter keinen Spaß, der von der namibischen Art, mit Kulturgütern umzugehen, hunderprozentig überzeugt ist. Die ist ja auch bei solchen Sachen wirklich recht rigoros.
Das Wahrzeichen des Parks ist ein versteinerter Baumstamm und eine Welwitschia, die es hier auch in rauen Mengen gibt, ebenso wie die interessante Euphorbie ‚Euphorbia garipina‘, die hochgiftig ist und aus deren Saft die Buschleut ein lähmendes Pfeilgift gewinnen.
Vor einigen Jahren haben ungeübte Männer aus dem Norden, deren Bus in der Gegend kaputt ging, die Pflanze als Feuerholz für ihren Grill verwendet, der Genuss des im Rauch der Euphorbie gegrillen Fleisches bedeutete für alle 26 den Tod…
And the dead tree gives no shelter, the cricket no relief,
And the dry stone no sound of water. Only
There is shadow under this red rock,
(Come in under the shadow of this red rock),
And I will show you something different from either
Your shadow at morning striding behind you
Or your shadow at evening rising to meet you;
I will show you fear in a handful of dust.
T.S. Eliot muss unseren nächsten Stopp Twyfelfontein (zweifelhafte Quelle) vor Augen gehabt haben, als er die berühmten Zeilen für sein ebenso berühmtes Gedicht ‚The waste lands‘ verfasste. Wenig Schatten, aber viele ‚rostige‘ Steine gigantischer Ausmaße liegen rum und auf einigen haben die Buschleute Zeichnungen eingraviert – auf zweitausend Jahre datieren die ältesten. Teilweise wurden die Zeichnungen als Beschreibungen, manche als Karten verwendet, aber es finden sich auch Reiseberichte – in diesem Teil vom Süden, wie die Zeichnung eines Pinguins verrät.
Kathinka findet einen Gecko, der nett posiert und mein Reptilienherz freut sich.
Da wir zum Sonnenhöchststand unterwegs sind, ist der eine oder andere Fast-Sonnenstich zu verzeichnen, als wir von unseren anderthalbstündigen Marsch durch die Felsen zurückkehren.
Im Anschluss geht es durch die menschen- und tierarme Gegende des Kaokoveld nach Katmanjab. Manchmal gibt es hier Elefanten, wie wir an den fetteln Placken auf der Straße erkennen können.
Die Landschaften auf dem Weg zum Grootpass ist herrlich grün und wir können uns an den weiten Feldern kaum satt sehen.
Dann gellt plötzlich der Ruf ‚Giraffe‘ durch den Bus und tatsächlich erspähen wir gut getarnt am linken Straßenrand zwei große Exemplare und ein Jungtier.
Nur mit Mühe gelingt mir ein einigermaßen vollständiges Foto des einen Tiers und wir betrachten noch die Bilder auf der Kamera, als am rechten Straßenrand, keinen km weiter zwei ausgewachsene Tiere direkt neben der Straße äsen und sich von uns kaum aus der Ruhe bringen lassen. Das ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Fotosüchtigen und wir haben wieder ein Vieh auf unserer Liste abgehakt, (Brüller des Tages: Michi’s Bemerkung über das häufigste Tier Afrikas = der aufgebundene Bär :-) )
Zuguterletzt bahnen wir uns in der Dunkelheit über abenteuerlichste (Wasser-)Straßen den Weg zur Gelbingen Guest Farm, wo herrlich kaltes Bier und urige Hütten auf uns warten. Im Web wird die Guest Farm nicht so positiv bewertet, was wir aber nicht nachvollziehen können. Okay, Andrea, die Besitzerin, ist ein wenig burschikos und die Betten sind leider sehr weich, aber ansonsten hat die Farm viel Charme.
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