Well, we know I’m going away
And how I wish, I wish it weren’t so
So take this wine and drink with me
Let’s delay our misery

Eagle Eye Cherry – Save Tonight

Es ist schwer, eine solche Geschichte noch mehr aufzuladen, als Dein Lieblingslied es tut, seit wir es zum ersten Mal gehört haben.

Let’s delay our misery...

1997 war das, als Eagle-Eye Cherry sein One-Hit-Wonder erlebte. Vermutlich kennen die meisten Leute seine Halbschwester Neneh Cherry besser. Aber egal. 1997.
Da war (im Nachhinein eh) schon abzusehen, dass unser gemeinsamer Weg endlich sein würde, aber hier geht es nicht darum, sondern um alles, was das ‚going away‘ so schwer machte.
Zum Beispiel unser erster gemeinsamer Urlaub in Italien. Mit dem Ascona, hübsch, aber mit Kühlungsproblemen. Besser keine großen Pässe.
‚Da sind nur ein paar Kurven auf der Strecke‘ sagtest du und schicktest uns über das Stilfser Joch.
Der Abend am Lago Piano mit den netten Hotelbesitzern und ihren Freunden und weder die noch wir sprachen irgendwelche kompatiblen Sprachen. Egal. Was so mit Händen und Füßen 1986 funktionierte, wurde 1987 ein Traum in Völkerverständigung, als mit Keith (USA), Brian (Ireland), Luis (Nicaragua), Patrik (Schweden) und Nabil (Yemen) sich auf einmal eine sehr internationale Horde zumeist bei uns traf. Wir hatten halt eine ziemlich große Wohnung. Gemeinsames Kochen und dann von Abdeckplanen auf dem Boden gefuttert, Abende lang mit Keith an der Gitarre und alle singen mit.
Wenig später sind wir mit Paul und seiner Freundin, beide aus Melbourne, nach Paris gefahren.
Best years of our life. 1988 am Lago Maggiore war einer der coolsten Urlaube, die ich/wir je gemacht habe/n.
Und Kreta.

Wir hatten gute Jobs und mehr als genug Geld. Auf die typische Erstwohnung – zwei Zimmer unterm Dach, Weinkisten und Metallbetten aus einer Wohnheimauflösung – folgte ein hübsches Appartement und dann die große Maisonettewohnung. In der wir Save Tonight entdeckten. Sogar ein Wochenendhäuschen im Rheingau war drin. Zuerst gemietet, dann die Erbpacht gekauft.

Korfu 1993

1999 kam dann die Trennung und seltener Kontakt ergab sich, wenn wir uns mal bei meiner Mutter im Rheingau getroffen haben und natürlich, wenn das Kind unter den Elternteilen verschoben wurde.
2015 hatten wir einen schönen Abend bei Oscar & the Wolf im Schlachthof Wiesbaden mit einem sehr offenen Gespräch, gut eingefädelt von Katrin.
An deren Hochzeit hätte ich dich vor kurzem treffen sollen, aber da hat die Covid-Vorsicht uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, es bleibt bei dem letzten Treffen im Rheingau 2022 im Juli, ziemlich genau ein Jahr her…

Vor vier Wochen wollte dann die Polizei mit mir sprechen, weil sie sonst niemand finden konnten, der mit der Frau, die gerade ins Krankenhaus gekommen war, irgendwas zu tun hatte.

All die Hoffnung, die wir hatten, war schon da vergebens, zu lange Zeit war vergangen, bis die Rettungsmaßnahmen griffen. Maschinen ließen Dein Blut kreisen, aber Dein so brillantes Hirn, das Dir Deinen trockenen und schönen Humor (amongst other things) gab, konnte nicht mehr. Nicht mehr weiter.

Aber ich seh dich immer noch auf der Bank vor unserem Häuschen im Rheingau sitzen, ein Grinsen auf den Lippen, bevor wir uns wieder zusammen in eine neue, selbst auferlegte Wortspielhölle begeben.

Be safe tonight, my first love.



sparta

Antifascist. He/His. Get vaccinated. Wear a mask. Jede*r anders, alle Drama. Quality misunderstandings since 1963. Change is constant.

1 Kommentar

Evidenzbasierte Kampfwachtel · 27. Juni 2023 um 19:58

@donspartaWunderschön und sehr traurig…🫂😢🖤🕯️🥀

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