Es ist rund drei Monate her, dass ich in einem Fernsehbeitrag ein Stück hörte, das mir vertraut war, aber in dieser – offensichtlich von Leonard Cohen gesungenen – Version auch ebenso unbekannt.
Ich hatte die erste Zeile nicht gehört, sonst wäre mir schon dann bei den Worten ‚I stepped into a avalanche…‘ klar gewesen, dass es sich um Avalanche handelte und ich kenne das natürlich vom großen Nick Cave in seiner Cover-Version von der ‚From her to eternity‘.
Jedenfalls stöberte ich ein wenig nach und um Cohen und landete binnen Sekunden bei Eventim, wo ich in aller Eile zwei Karten für das Konzert auf dem Bowling Green vor dem Wiesbadener Kurhaus am gestrigen Freitag erstand.

Und die Karten waren richtig gut, wir hatten reichlich Platz um uns rum, sehr nette Engländer neben uns, kostenloser Parkplatz in bequemer Laufreichweite1, die in Decken verpackten Radler-Flaschen bemerkte die Security nicht (okay, die hatten angesichts des Durchschnittsalters des Publikums auch eher Betreuer-Charakter. Wenn man sich total jung fühlen will, muss man zu Cohen gehen *gg*).

Um Punkt 19:00 Uhr betraten die Musiker die Bühne und mit Dance me to the end of love begann ein Konzert, das wir in der Intensität und vor allem schieren Dauer nicht erwartet hätten. Mit einer 25-minütigen Pause in der Mitte waren beide Sets zusammen über 3 Stunden! lang.
The FutureEverybody knows, Waiting for the miracle, Ain’t no cure for love, ‚Who by fire‚ und und und. Perfektes Set, brilliante Musiker, fantastischer Sound. Und das Bowling Green – definitiv eine Gänsehaut-Umgebung.
Der große alte Mann ist UNGLAUBLICH gut bei Stimme. Nach jedem Song zieht er in einer bezaubernden Geste den Hut, die Ansagen und die Bandvorstellung allein sind schon bewegend und beeindruckend (‚the priest and prince of precision‘ – so muss man einen Schlagzeuger vorstellen).
Das zweite Set beginnt mit Tower of song und danach singt das ganze Bowling Green gedämpft bei einer wunderschönen Version von Suzanne mit. Halleluja ist nicht wirklich meins, aber bewegend ist es doch.
Mit I’m your man endet die Show, aber selbstverständlich nicht der Abend. So long Marianne wird unfreiwillig komisch, weil der Meister mal eben die komplette erste Strophe vergessen hat *gg*. Sein fröhliches Lachen und die darauffolgenden Textimprovisationen, die sich mit ‚old men forget‘ befassen, reißen das Publikum (rund 9.000) mit, dass mittlerweile nicht mehr sitzt und begeistert mitsingt und -klatscht.
Und dann First we take Manhattan.  Die Stimmung erreicht definitiv den Höhepunkt.

In zwei Wochen wird Leonard Cohen 76 Jahre alt. Wie er von und auf die Bühne tanzte, lässt hoffen, ihn noch eine ganze Weile haben zu dürfen. Das finde ich gut. Die Welt kann gar nicht genug Leonard Cohen haben, wenn ihr mich fragt.

Show 1 footnote
  1. ist mit 35 Jahren Ortskenntnis auch nicht das Wunder

sparta

Antifascist. He/His. Get vaccinated. Wear a mask. Jede*r anders, alle Drama. Quality misunderstandings since 1963. Change is constant.

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