Das ist nicht wirklich ein Abschiedspost.
Ich werde Tankstellen nicht vermissen und vermutlich das eine oder andere Mal mit anderen Autos noch aufsuchen müssen, aber das neue KFZ in meinem Besitz braucht so einen Ort nicht. Was der braucht, ist eine Steckdose, eine Wallbox oder eine Ladesäule.
Elektromobilität fasziniert mich schon eine ganze Weile und mit meinem kleinen Roller bin ich da ja auch schon irgendwie angekommen, das Ding taugt allerdings hier im hügeligen Gelände des Rheingaugebirges nur sehr bedingt für die Anforderungen des täglichen Lebens.
Einkaufen muss eins dann doch in Winkel, Geisen- oder Rüdesheim und von dort geht es so steil nach oben, dass dem Rollerchen ziemlich fix die Puste ausgeht.
Und spätestens seit ich das erste mal in Katrins Kona vor rund zwei Jahren mit- und auch selbst gefahren bin, war ich schon ziemlich hooked. Die Leichtigkeit am Berg, das nahezu geräuschlose Dahingleiten, die Einbindung akuteller Systeme und Apps (Spotify, Navi und und und) haben mich nicht mehr losgelassen. Dazu kam, dass der BMW, wie schon beschrieben, deutlich in die Jahre gekommen war und es vielleicht die letzte Gelegenheit war, noch ein wenig Geld für ihn zu bekommen.
Also habe ich mich im Frühjahr mal bewusst nach einem Hyundai Kona electric umgeschaut und bin auf tolle Leasingangebote von checkcars24 beinahe übel reingefallen. Glücklicherweise habe ich noch rechtzeitig bemerkt, dass Restwertleasing (insbesondere, wenn nirgendwo darauf hingewiesen wird) eine ganz fiese Betrügermasche ist und bin dann fix vom Vertrag zurückgetreten. Das war nicht ganz einfach, aber mit Beharrlichkeit und vielen Emails in Kopien an wirklich jede Partei, die davon auch nur halbwegs betroffen sein könnte, ging es dann durch und ich war um eine Erfahrung reicher, glücklicherweise finanziell nicht ärmer, aber immer noch ohne Elektroauto.
Wir haben zwar versucht, den gerade auslaufenden Leasingvertrag meiner Tochter irgendwie auf mich umzumodeln, aber dabei war die Hyundai Bank involviert. Die sind ein recipe for disaster, nee, delay1.
Beim Stöbern im Netz bin ich dann auf den Hyundai-Händler in Wiesbaden und Mainz gestoßen und der hatte einen gebrauchten Kona im Angebot. Immer noch sackteuer, aber in der ‚alles bis auf Leder‘-Ausstattung – und das ist schon sehr sexy. Mit einem Kleinkredit aus der Familie ließ sich das Ding auch finanzieren, also bin ich hingefahren und habe ihn einfach direkt gekauft. Nach einigem Hin und Her, teilweise der Umständlichkeit des Händler geschuldet, aber auch der Lahmarschigkeit der Zulassungsstelle in Frankfurt habe ich den Wagen jetzt seit einer Woche und bin komplett verliebt.
Und zwar nicht nur, weil er bequem, luxuriös und einfach schick ist, sondern vor allem, weil er abgeht wie nix Gutes. Hatte ich noch befürchtet, dass ich das Fahrverhalten und den Antritt vom BMW vermissen würde, war ich nach dem ersten Ritt hoch nach Presberg im Sport-Modus von dererlei Sentimentalitäten kuriert. Nicht nur, dass der Kona durch das hohe Gewicht wie ein Brett auf der Straße liegt, die 395 Nm und 204 PS kicken derart, dass ich mit dem Koreaner wesentlich zügiger unterwegs bin, wenn ich will.
Endgeschwindigkeit auf der Autobahn ist wohl beim BMW höher, aber in den Bereichen fahr ich mit beiden nicht mehr, weil ich andere Methoden kenne, viel Geld zu verbrennen.


Was ich seither noch gemacht habe: Für rund 120,00 Euro habe ich mir auf ebay einen Frunk und Gasfedern für die Motorhaube geschossen – die Gasfedern hatte der BMW schon 2008 und Haube mit Stange halten ist echt nicht mehr en vogue. Der Frunk ist eine verschließbare Kunststoffbox, die statt der Motorabdeckung auf dieselben Halter aufgesteckt wird und problemlos den Ladekabelkrams, einen Nothilfe-Start-Akku und einen Akku-Kompressor, sämtliche Eiskratzer und noch einiges mehr aufnehmen kann.
Dadurch, dass einiges an Zeit zwischen Kauf und tatsächlicher Übernahme des Autos verging, hatte ich ausreichend Gelegenheit, nahezu JEDES Video über den Kona auf Youtube zu sehen.
Ladekarten, Bluelink-Account – alles bereits erledigt, bevor ich das erste Mal wirklich in der Kiste saß. Mobile Wallbox mit 11kW Leistung und Anschluss an meine 32A-Unterverteilung im Rheingau war auch schon geordert und angebracht, sogar schon einmal mit Katrins neuem Elektromonster gestestet.
Und ja, ordnungsgemäß beim Netzbetreiber angemeldet ist die Wallbox auch – als nächstes muss jetzt nur noch ein Smartmeter oder ein Pulsecontroller für meinen Tibber-Anschluss her, damit ich beim Laden wirklich auf der preiswertesten Schiene fahre.
Das alles ist sehr spannend und sehr faszinierend. Ich freu mich auf diesen neuen Abschnitt Mobilität und habe wohl das ideale Begleitfahrzeug dafür gefunden.
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