Oder bedeutet es am Ende gar nichts, 30 Jahre alt geworden zu sein? Diese Frage habe ich mir vor mittlerweile 17 Jahren auch gestellt, einige Jahre, nachdem ich legal Pornos gucken und saufen durfte und somit die Spitze der Erlaubniskette alterstechnisch erklommen hatte.
Was macht(e) die 30 besonders?
Ich stell mir diese Frage, weil heute einer der tollsten und faszinierendsten Menschen, die ich kenne, diese (magische?) Grenze durchbricht. Als ich 30 wurde, wurde er gerade 13 und ich gehe mal davon aus, dass wir uns damals relativ wenig zu sagen gehabt hätten. Das ist heute anders und deshalb, lieber Freund, will ich ein wenig von den 30, was damals war und danach sein würde, schreiben – hope, you’ll like it.
1993
Mal durch die Wikipedia blättern, was ist denn da so alles passiert?
1. September: In der Bundesrepublik Deutschland wird der Besitz und die Besitzverschaffung von Kinderpornografie strafbar.
Doch schon? Ich wollte es ja nicht glauben. Aber das nur am Rande.
Kinder, ja. Meine Tochter wurde zwei Jahre alt, seit sieben Jahren war ich jetzt verheiratet, mein Job war sicher, nicht immer spannend, aber von beruhigender Regelmäßigkeit und selbst sportlich war ich noch einigermaßen leistungsfähig, denn immerhin würde ich 1993 Deutscher Meister im Hochsprung bei meinen Altersgenossen, den 30jährigen, werden. Senioren nennt man die.
Und wo einem das englische ’senior‘ einen Hauch von Seriosität, Autorität verleiht, ist man als deutscher Senior irgendwie schon kurz vor der Rente und dem Treppenlift.
Das war nun nicht wirklich meine Sorge, aber ich weiß noch sehr genau, dass ich mir ernsthaft Gedanken machte, vielleicht tatsächlich das erste Mal, wie ich mir denn mein Leben vorstellte und was ich aktiv daran gestalten wollte.
Bis dahin war das nicht sooo viel gewesen, irgendwie hatte sich alles von selbst ergeben und zusammengepasst, die Karriereleiter (keine besonders große, zugegebenermaßen) stand pünktlich zur Geburt meiner Tochter auf einmal da, eine Änderung im Selbstbewusstsein hatte sich zufällig auch eingestellt und noch in diesem Jahr würde ich relativ spektakulär für mein beschauliches Leben zu diesem Zeitpunkt den Job und damit in ein sehr professionelles Umfeld mit beträchtlichen Ansprüchen wechseln.
Ein Umzug stand ein wenig später ins Haus, die Anschaffung eines Wochenendhauses für unsere kleine Familie erschien angebracht, life was good.
Dennoch hatten wir schon zu dem Zeitpunkt Probleme, die wir nicht wahrhaben wollten.
Und die würden uns in kürzester Zeit über den Kopf wachsen – über teh internetz und die schnellen Maschinen (neue Hobbies) hatte ich aber viele Freunde und vor allem die eine Frau gefunden, die mir half, aus meiner kleinen Welt auszubrechen und meinen Blick für etwas Größeres und Schöneres zu erweitern.
Das war immerhin schon 6 Jahre später und so besonders seniorig kam ich mir immer noch nicht vor. Ganz im Gegenteil, ich fühlte mich eher jünger werdend :-)
Und ratzfatz war die 40 da, ein eigenes Haus, Jobwechsel und vieles mehr . Das ist nämlich die entscheidende Änderung zu den Jahrzehnten vorher – die Zeit verging schneller. Und das hält an. Große Änderungen können jederzeit eintreten, ohne dass wir es zu beeinflussen imstande sind. Unfälle, Jobverlust and the like.
Das ist allerdings altersunabhängig und jenseits der 30 ist man im Allgemeinen noch nicht so tatterig, dass einen jeder auf dem Zebrastreifen erwischt. ;-)
Ich hatte dann jedenfalls meinen Teil, der mir das Leben einerseits eingeschränkt hat, aber dafür den Blick enorm erweiterte und so kam es, dass ich jetzt mit einem ganzen Stall zumeist wesentlich jüngerer, aber äußerst faszinierender Menschen zu tun habe, darunter du, mein Freund.
Ohne die ganzen gravierenden Veränderungen seit meinem 30. Lebensjahr wäre das alles sicher nicht passiert und die Lebenslinien von Karma, Schicksal oder sumerischen Sumpfgottheiten haben es letzten Endes ziemlich gut gemacht. Vor allem haben sie mich immer davor bewahrt, erwachsen zu werden, in dem Sinne, dass man den Kontakt zu denen verliert, die so wichtig sind, die Kinder, Jugendlichen, Heranwachsenden und jungen Leutz, um die du dich auch so begeistert und sinnhaft kümmerst.
Also, lass das auf dich zukommen, es kommt viel besser, als man es erwartet.
Und werd ja nicht erwachsen, auch wenn du ‚erwachsene‘ Dinge tust.
Verantwortung macht nicht alt. Der Glauben, kraft Alters besser Bescheid zu wissen, tut es.
Ich für meinen Teil bin sehr dankbar für dich und die anderen, die mir da immer einen kräftigen Strich durch die Rechnung machen und hoffe, dass es für dich mal genau so sein wird.
2 Kommentare
Rainer · 28. September 2010 um 06:22
Du spricht mir aus der Seele, es is doch interessant wie ähnlich unsere Erfahrungen sind.
Aleks A. · 20. Oktober 2010 um 07:53
Mein Junger Freund…
achnee, du ist ja nach dem Pass älter als ich…
Es stellt sich die Frage, ob es bei dir (und bei mir) nicht eher so ist, dass wir wach geblieben sind, und jung in dem Sinn, dass wir für alles offen bleiben und uns von jedem gerne beeinflussen lassen, der eine gute Idee hat. Egal, welches Alter sein Pass aufzeigt.
Ich weiß, dass ich regelmäßig für Jünger gehalten werde als ich tatsächlich bin. Aber vielleicht sind die jungen Leute einfach nur besonders freundlich zu uns OPis.
Unserem gemeinsamen 30jährigen Freund kann ich nur auf dem Weg geben, dass Sparta hier mindestens die inneren Erfahrungen von Dreien von uns wiedergibt. ALso hör auf den Alten Weisen Mann :-)
Lasst uns alle jung bleiben
Aleks