Für diesen Artikel muss ich ein wenig ausholen und zurück an den Anfang meiner ersten Bestrahlung im Februar1.
Mit den Abläufen nicht vertraut und verständlicherweise aufgeregt trat ich an zu meiner ersten Einheit (von 39) am 11.02.2025 an. Als nach wenigen Minuten die Chose vorbei war, fühlte ich mich sehr erleichtert – das ist alles kein großer Aufwand und die Mitarbeiter*innen sind allesamt sehr freundlich.
„Sie haben dann noch ein Arztgespräch, Herr Wenz.“
Ich will es kurz machen – das Gespräch war eine Katastrophe. Von ruppigem Umgangston bis zu ungefragter Einmischung in meinen Behandlungsplan war alles dabei und ich hab mental einen kompletten Einbruch erlitten. Es hat ein paar Tage gebraucht, bis ich wieder stabil und dann vor allem wütend war. Also habe ich an den Klinikleiter einen Brief geschrieben, in dem ich meine Erfahrungen schilderte.
Daraufhin gewann ich ein Gespräch mit einem leitenden Mediziner, welches ein paar Tage später stattfand und meine Sicht auf die Klinik und die vertretenen Werte gründlich ändern sollte.
Selten ist mir ein Arzt so nahbar, freundlich und achtsam begegnet. Regionale Herkunft mag da auch eine Rolle spielen, jedenfalls war das ein eine unfassbar positive Erfahrung und im Verlauf der Therapie sind wir uns noch einige Male sehr freundschaftlich und – immens wichtig – immer auf Augenhöhe begegnet. Ob es um Abläufe in der Therapie oder die Musik der Dropkick Murphys ging, jederzeit schafften wir es, eine Ebene von Leichtigkeit bei allem Ernst zu erreichen.
„Wenn Sie irgendein Anliegen haben, Herr Wenz, kommen sie einfach vorbei. Egal wann, irgendwer ist immer für Sie da und wir kümmern uns um Sie. Machen Sie keinen Termin, kein Aufwand, kommen Sie einfach vorbei.“


Mit den aktuellen Entwicklungen (siehe hier und hier) beschloss ich nach dem Telefonat mit meiner urologischen Praxis von dieser Woche am Tag darauf mein Glück zu testen und die Uniklinik aufzusuchen.
Mit einem Anruf im Sekretariat ermittelt, dass meine ‚Zielperson‘ zumindest im Hause sein würde, traf ich dann am Nachmittag2 ein.
Und manchmal ist dir das Glück hold – er war in seinem Büro, bot mir einen Platz und wir waren direkt im Gespräch. Er checkte meinen Befundbericht und sprach die Worte, auf die ich insgeheim gehofft hatte:
„Das können wir bestrahlen und das Ziel ist weiterhin Heilung.“
Mir fiel eine Felsformation vom Herzen.
Es folgte eine grobe Vorplanung und wenn alles jetzt so läuft, wird vielleicht Ende nächster Woche schon die Therapie losgehen. Das Planungs-CT soll schon Anfang nächster Woche laufen, genaueres erfahre ich in den nächsten Tagen. Heute tagt das Tumorboard, von dem er ein Teil ist.
Wir fanden noch ein wenig Zeit für andere Themen3 und dann hielt ich ihn nicht länger von seinem Tagwerk ab und ging meiner Wege.
Wie glücklich ich mit dieser Bekanntschaft – oder eher Freundschaft inzwischen, seit gestern duzen wir uns – bin, kann ich gar nicht schildern. Die Kette dunkler Gedanken, die mich seit dem Befund heimgesucht hatte, wurde schlagartig durchbrochen und ich fühle mich kämpferisch und für den nächsten Schlagabtausch mit dem Krebs gerüstet.
Mit fantastischen Helfern.
Unendlichen Dank dafür <3

Ohne den Konflikt mit der Ärztin am ersten Tag der Bestrahlung wäre es zu all dem vermutlich nie gekommen. Also hatte das was Gutes und ich bin ihr jetzt durchaus dankbar.

Headerbild von Gerd Altmann auf Pixabay
Artikelbild von mir


Fediverse Reactions
Show 3 footnotes
  1. Tut mir leid dass ich schon wieder das Krankheits-/Krebsthema habe. Das beschäftigt gerade ziemlich
  2. wenn die Parkplätze in Nähe der Strahlenklinik eher verfügbar sind
  3. ‚The KKK took my Baby away‘ – bestimmt noch an anderer Stelle mal mehr

sparta

Antifascist. He/His. Get vaccinated. Wear a mask. Jede*r anders, alle Drama. Quality misunderstandings since 1963. Change is constant.

4 Kommentare

Random Weirdo · 7. August 2025 um 12:55

@donsparta Solche Arztpersonen sind wirklich Gold wert. Es freut mich so sehr, dass er dir begründet Hoffnung machen konnte.

Und ja: manchmal ist etwas, das zuerst unangenehm oder ätzend ist, hinterher doch zu was gut. So bist du an diesen wunderbaren Arzt gekommen. Mir ging es ähnlich mit diesem Dermatologen. Ich habe dadurch gelernt, dass ich nicht alles aushalten und ertragen muss, sondern durchaus was machen kann.

Alles Gute für die Therapie!

    sparta · 8. August 2025 um 07:00

    Da haben wir beide ein Stück Glück gehabt! Das sind sehr brauchbare Gemeinsamkeiten. 😉❤️

Danbiel · 7. August 2025 um 22:03

Hat der Arzt noch einen Bruder, der HNO ist? Den würd ich dann gerne kennenlernen 🤣
Du bist offensichtlich in sehr guten Händen. Meine Daumen bleiben gedrückt, ich wünsche Dir den bestmöglichen Therapieerfolg 🤞

    sparta · 9. August 2025 um 10:21

    Dankeschön ❤️
    Ich frag mal wegen des Bruders. Oder Onkels. #ausgruenden könnte das sogar erfolgreich sein 🤣

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