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Artikel aus Wonnegau (Rhein-Main-Presse) vom 26.04.04:
„GIMBSHEIM. Ein schwerer Verkehrsunfall mit drei Schwerverletzten ereignete sich am Samstag auf der Umgehungsstraße zwischen Eich und Gimbsheim. Ein 13 Jahre altes Mädchen aus Frankfurt musste dabei mit einem Rettungshubschrauber in die Mainzer Uni-Klinik gebracht werden. Nach Angaben der Wormser Polizei steht dieser Unfall nicht im Zusammenhang mit der kurz vorher stattgefundenen Motorradsegnung. Nach Polizeiangaben war ein 37 Jahre alter Eicher Motorradfahrer in einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn geraten und streifte dabei ein entgegen kommendes Motorrad eines 41-jährigen Frankfurters, der seine 13 Jahre alte Tochter auf dem Rücksitz hatte. Alle drei landeten in Hecken. Beim Versuch auszuweichen, stürzte ebenfalls die nachfolgende 35 Jahre alte Mutter der Frankfurter Familie auf ihrem Motorrad und landete in einem Gebüsch. Während die Frau nur leicht verletzt wurde, zogen sich ihr Mann und die Tochter sowie der Unfallverursacher aus Eich schwere Verletzungen zu. Wie die Polizei mitteilte, befinden sich alle drei Verletzten jedoch nicht in Lebensgefahr.„
Bis heute weiß ich nicht, was an jener Kurve auch nur näherungsweise kompliziert sein soll. Das ist eigentlich keine Kurve. So sieht sie jedenfalls aus, wenn man aus Richtung B9 nach Eich fährt, was wir am 24.04.04 unternahmen, um mit Freunden einen netten Abend zu verbringen.
Wir, das waren Kathinka, ich und meine Tochter Katrin, die auf meiner VFR mitfuhr.
In dieser ‚Kurve‘ kam mir dann schräg von vorne ein Moppedfahrer auf einer Suzuki SV 650 entgegen, den es immer weiter aus der (aus seiner Sicht) Rechtskurve trug und der dann mit uns kollidierte. Zum Zeitpunkt der Kollision waren wir beide mit ca. 100 km/h unterwegs.
Die Folge waren die im Artikel angesprochenen schweren Verletzungen bei mir und Katrin. Kathinka stürzte auch beim Versuch, der auf sie zu schliddernden Maschine des anderen auszuweichen, verletzte sich aber zum Glück nur leicht. Katrin wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Uniklinik Mainz geflogen, mich brachte der Rettungswagen ins Stadtkrankenhaus Worms.
Über Katrins Verletzungen schreibe ich an dieser Stelle nichts.
Die rechte Seite hatte nichts abbekommen, also wurden dort jede Menge Nadeln, Braunülen, Messgeräte und was weiß ich nicht alles hineingesteckt1
Links sah es anders aus:
– Schulter ausgekugelt
– Rippe gebrochen
– Hüfte ausgerenkt und Hüftpfanne gebrochen
– Knie geprellt, Verdacht auf Kreuzbandriss
– Wadenbein gebrochen
– Mittelfuß mehrfach gebrochen
Priortät hatte zuerst allerdings der Hämatopneumothorax, Folge einer Lungenquetschung mit Riss, der zuerst die Operation der Hüfte verhinderte.
Der Anprall fand auf Höhe meiner linken Fußraste statt, diese knickte nach unten ab, der Schuh wurde nach oben gebogen und die Stahlkappe hat mir denn entsprechend den Fuß zerknackt.
Durch den Verlust des Haltepunkts Fußraste ging dann wohl das Knie vom Tank weg und ich scheine versucht zu haben, die Maschine meines Unfallgegners mit dem Bein zu fangen. Dabei ist das Bein aus der Hüftpfanne gedreht worden.
Im Krankenhaus erst mal Diagnostik, irgendwann wurde die Schulter eingerenkt (Vollnarkose), das Bein gestreckt und ich machte fleißig Atemübungen. Zwei Tage später konnte dann aber auch die Hüfte operiert werden.
Das ausgerissene Stück Hüftpfanne wird ärschlings jetzt von einer Platte mit 7 Schrauben gehalten, die wohl erst im Krematorium durch den Rost fallen werden.
Der linke Fuß wurde genäht, die Naht quer ‚rüber hat aber leider nicht gehalten. Nochmal nähen oder von innen heraus ausheilen stand zur Auswahl, ich habe mich für letzteres entschieden. Das hat über einen Monat gedauert. Aber der Fuß ist noch dran und beweglich, das Sprunggelenk hat nichts abbekommen. Um die breite Narbe herum tut er allerdings manchmal schweineweh…
Durch Knieprellung und Wadenbeinbruch wurde der nervus peronäus geschädigt, so dass sich der Fuß nicht richtig heben lässt. Das ist bis heute so und Gehen ist manchmal unangenehm.
Nach oben: Der Helm hat auf der Rückseite einen deutlich spürbaren Riss längs durch die Hartschale durch, vermutlich durch die Landung. Danke Arai, mein Kopf blieb unversehrt, der nächste Helm wird wieder einer von euch. Eine kleine Wegsprengung am Brustbein und die Überstreckung des Halses bei der Landung hat in Verbindung mit der Intubation während des künstlichen Komas die Nerven der Stimmbänder so geschädigt, dass ich seither eine beidseitige Stimmbandlähmung habe. Was das bedeutet, könnt ihr HIER nachlesen.
Zum Glück hat der Rücken nichts abbekommen, einmal mehr bin ich auch von meinem Rückenprotektor überzeugt. Gute Schutzkleidung regelt.
Nach 6 Tagen im künstlichen Koma bin ich langsam aufgewacht. Wegen der miserablen Sauerstoffsättigung konnte man mich nicht direkt nach der OP wecken und dann kam eine Lungenentzündung dazu. Im Anschluss habe ich dann noch eine Woche auf der Intensivstation in Worms gelegen, bevor ich ‚heimatnah‘ verlegt werden konnte. Ich scheine aber über gutes Heilfleisch zu verfügen, die Lunge hat sich binnen weniger Tage grundsätzlich erholt und zwei Wochen nach der OP waren die Schädigungen schon sehr weit zurückgegangen. Meine gebrochenen Rippen spüre ich nur noch nach langem Reden und beim Husten, was aufgrund der Stimmbandlähmung ohnehin so eine Sache ist (beides).
Die Recurrensparese (Stimmbandlähmung) ist erst nach Monaten diagnostiziert worden. Das gesamte medizinische Personal war auf die Lunge fixiert und hat meine Atemprobleme bei Anstrengung oder beim Sprechen als temporäre Einschränkung gesehen. Erst im September hatte ich dann keine Geduld mehr und mir eine Überweisung zur Lungenfachärztin besorgt. Die stellte schnell fest, dass die Lunge okay ist und das Problem wohl im Hals hängt. Folgerichtig erschrak dann auch die HNO-Ärztin ordentlich, eine beidseitige Stimmbandlähmung ist nämlich weder häufig noch trivial.
Apropos angeschlagenes und nahezu zerstörtes Material: Die Rahmen der VFR hat den Crash und die landwirtschaftliche Tätigkeit (sie hatte einen ordentlichen Busch sauber entwurzelt) nur verbogen überlebt. Das Ende vom Lied: wirtschaftlicher Totalschaden, Restwert 200,00 €, Wiederbeschaffungswert: 2.200,00 €. War ein feines Mopped.
Nach zwei Wochen auf der Intensivstation in Worms wurde ich – wie bereits gesagt – in die Unfallchirurgie des Stadtklinikums Höchst, nur ein paar hundert Meter von zu Hause entfernt, verlegt. Es ging dort binnen kurzer Zeit rapide aufwärts mit mir, endlich konnte ich auch die vielen Mails und News beantworten. Und das nur, weil ich von BigTwin ein Notebook geliehen bekam, das war einfach Klasse. Als ich mich mit dem Krankenhausalltag vollständig arrangiert hatte und davon ausging, noch ewig bleiben zu müssen, durfte ich nach knapp zwei Wochen nach Hause (nutzlos rumliegen konnte ich dort auch). Dort erwartete mich eine Überlebensprämie in Form eines neuen Notebooks – dringend notwendig, auf absehbare Zeit würde ich nicht in unser Büro im zweiten Stock kommen.
Drei Monate nach dem Unfall begann ich ganz langsam wieder mit dem Gehen, umfangreiche und intensive Physiotherapie hat viel bewirkt.
Zu Hause heilen gestaltet sich soviel angenehmer, wenn die Sonne auf die eigene Terrasse scheint, wo ich bevorzugt im Liegestuhl einen Großteil meiner Zeit verbrachte. Um die notwendige Höhe zu bekommen (30° Abwinkelung in der Hüfte durften in den ersten Wochen nur selten überschritten werden), nagelte Kathinka den Liegestuhl auf eine Palette. Pflegebett im Wohnzimmer (Schlafzimmer im ersten Stock – keine Chance), nach Wochen endlich mal wieder unter die Dusche und dann auch bald in die Badewanne. Die Einschränkungen am Anfang waren schon heftig, nicht zuletzt die blöden Thrombose-Spritzen, die mir Kathinka jeden Tag verabreichte.
Ich habe aber einen fantastischen Hausarzt (Moto Guzzi V11 & MV Agusta F4). Jede Woche kam er zweimal vorbei und hat sich super um alles gekümmert. Auch die Physiotherapeuten im PTZ waren allesamt super und haben entscheidend dazu beigetragen, dass ich orthopädisch zumindest einigermaßen auf der Reihe bin.
Resümee nach knapp einem Jahr: Macht sowas nicht, es bringt echt keinen Spaß. Außer, ihr seid spitz drauf, Krankenhäuser, Reha-Einrichtungen, Physiotherapie bis zum Erbrechen und körperliche Einschränkungen ohne Ende kennenzulernen. Zuerst hatte ich rund 10kg abgenommen, was bei meiner ohnehin wenig pygnischen Figur schon besonders mitleiderregend aussah. Mittlerweile sind wenigstens 4 davon wieder drauf und fange an, mich meinem früheren Selbst zu nähern.
Die Behinderung durch die Stimmbandlähmung macht mir am meisten zu schaffen und schränkt leider stark ein, der Rest kommt schon mehr oder minder auf die Reihe. Wirklich wichtig ist aber, dass wir überlebt haben.
This translation was done by DeepL. I am amazed at the results, only minor corrections are/were necessary.
„GIMBSHEIM: A serious traffic accident with three seriously injured people occurred on Saturday on the bypass road between Eich and Gimbsheim. A 13-year-old girl from Frankfurt had to be taken to the University Hospital in Mainz by a rescue helicopter. According to the Worms police, this accident is not connected with the motorcycle blessing that took place shortly before. According to police, a 37-year-old Eicher motorcyclist had drifted into the oncoming lane in a right-hand bend, striking an oncoming motorcycle driven by a 41-year-old Frankfurt man who had his 13-year-old daughter on the back seat. All three ended up in hedges. While trying to swerve, the following 35-year-old mother of the Frankfurt family also fell off her motorcycle and landed in a bush. While the woman was only slightly injured, her husband and daughter as well as the person from Eich who caused the accident suffered serious injuries. According to the police, however, all three injured are not in danger of death.„
To this day, I do not know what is even approximately complicated about that curve. This is actually not a curve. Anyway, that’s how it looks when you drive in the direction from B9 to Eich, which we did on 24.04.04 to spend a nice evening with friends.
Us, that was Kathinka, me and my daughter Katrin, who was riding pillion on my VFR.
In this ‚curve‘ another motorcyclist on a Suzuki SV 650 came diagonally from the front towards me, was carried further and further out of the (from his point of view) right-hand bend, and then collided with us. At the time of the collision, both of us were traveling at about 100 km/h. The result was the situation mentioned in the article.
The result was the serious injuries to me and Katrin mentioned in the article. Kathinka also crashed while trying to avoid the other’s machine that was swerving towards her, but fortunately only sustained minor injuries. Katrin was flown by helicopter to the university hospital in Mainz, and I was taken by ambulance to the city hospital in Worms.
I will not write anything about Katrin’s injuries here.
The right side had not been damaged, so there were a lot of needles, cannulas, measuring devices, and whatnot stuck in there2.
On the left side it looked different:
– shoulder dislocated
– broken rib
– hip dislocated and acetabulum broken
– knee bruised, suspected cruciate ligament rupture
– calf bone broken
– metatarsal broken several times
Top priority, however, was the hematopneumothorax, consequence of a pulmonary contusion with tear, which at first made an operation of the hip impossible.
The impact took place at the height of my left footrest, this bent downwards, the shoe was bent upwards and the steel cap then accordingly crunched my foot.
Due to the loss of the footrest’s hold, the knee probably went away from the tank and I seem to have tried to catch the machine of my opponent in the accident with my leg. Thereby the leg was turned out of the hip socket.
In the hospital first diagnostics, at some point the shoulder was relocated (general anesthesia), the leg was stretched and I diligently did breathing exercises. Two days later the hip could be operated.
The torn-out piece of the hip socket is now held in place by a plate with 7 screws, which will probably only fall through the grate in the crematorium.
The left foot was sutured, but the suture across did not hold. Stitching again or healing from the inside out was a choice, I opted for the latter. This took over a month. But the foot is still attached and mobile, the ankle joint has not been damaged. Around the wide scar, however, it sometimes hurts like hell…
Due to the knee contusion and fibula fracture, the nervus peroneus was damaged, so that I cannot properly lift the foot. This is still the case today and makes walking very uncomfortable at times.
Back to the upper parts: The helmet has a clearly noticeable crack longitudinally through the hard shell on the back, probably from the landing. Thanks, Arai, my head remained unharmed, my next helmet will again be one of yours. A small bone blast at the sternum and the hyperextension of the neck during landing, combined with intubation during the induced coma, damaged the nerves of the vocal cords to such an extent that I have had bilateral vocal cord paralysis ever since. You can read about what that means HERE.
Fortunately, the back remained unharmed, once again I am very much convinced of my back protector. Good protective clothing rules.
After 6 days in an artificial coma I slowly woke up. Because of the miserable oxygen saturation, I could not be woken up directly after the surgery and then I had pneumonia. Afterward, I was in the intensive care unit in Worms for another week before I could be transferred ‚closer to home‘. However, I seem to have good healing capabilities, the lung basically recovered within a few days and two weeks after the surgery the damage was already very far gone. I can only feel my broken ribs after talking for a long time and when coughing, which is an entirely weird matter due to the vocal cord paralysis.
The recurrens paresis (vocal cord paralysis) was not diagnosed until months later. The entire medical staff was focused on the lungs and saw my breathing problems on exertion or when speaking as a temporary limitation. It wasn’t until September that I ran out of patience and got a referral to a pulmonary specialist. She quickly determined that my lungs were fine and that the problem was probably in my throat. Consequently, the ENT doctor was also shocked, because a bilateral vocal cord paralysis is neither common nor trivial.
Speaking of damaged and almost destroyed material: The frame of the VFR survived the crash and the following agricultural activity (it had uprooted a neat bush) only slightly bent. The end of the song: economic total loss, residual value 200.00 €, replacement value: 2,200.00 €. Was a fine moped.
After two weeks in the intensive care unit in Worms, I was transferred – as already mentioned – to the trauma surgery unit at the Höchst City Hospital, just a few hundred meters from home. Within a short time, my health improved rapidly, and I was finally able to answer all the e-mails and news. And that was only because I was lent a notebook by BigTwin, which was just great. When I had completely come to terms with the daily routine in the hospital and assumed that I would have to stay forever, I was allowed to go home after two weeks (I could also lie around uselessly there). There, a survival bonus awaited me in the form of a new notebook – urgently needed, I would not be able to get into our office on the second floor for the foreseeable future.
Three months after the accident, I very slowly started walking again, extensive and intensive physiotherapy did a lot.
Healing at home is so much more pleasant when the sun shines on your own terrace, where I prefer to spend most of my time in the deck chair. In order to get the necessary height (30° bend in the hip was rarely allowed to be exceeded in the first weeks), Kathinka nailed the recliner to a pallet. Nursing bed in the living room (bedroom on the second floor – no chance), after weeks finally again in the shower and then soon in the bathtub. The restrictions at the beginning were already severe, not least the stupid thrombosis injections that Kathinka gave me every day.
But I have a fantastic family doctor (Moto Guzzi V11 & MV Agusta F4). Every week he came by twice and took super care of everything. The physiotherapists in the PTZ were also all great and have made a decisive contribution to my orthopedic condition.
My conclusion after almost a year: Don’t do this, it’s really no fun. Unless you are keen on getting to know hospitals, rehab facilities, physiotherapy ad nauseam and physical restrictions without end. At first I had lost about 10kg, and looked particularly pitiful with my already not very pygnic figure. In the meantime, at least 4 of them are back on and I am starting to get closer to my former self.
The handicap caused by the vocal cord paralysis is the one that bothers me the most and unfortunately restricts me a lot, the rest is more or less coming together. But what is really important is that we survived.
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