20.02. – We’re flying to Quito
Erst klingelt der Wecker und gleich darauf auch der Nachbar, der schon begann, sich Sorgen zu machen, als im Haus immer noch alles dunkel war. Nach dem Vorabend-Check-In waren wir doch sehr gemütlich unterwegs und der Urlaub sollte unter allen Umständen stressfrei beginnen. Verschärfte Sicherheits-Checks in Frankfurt mit Schuhe ausziehen und Unterbesetzung beim Personal brachten uns doch überraschenderweise einigermaßen pünktlich zum Boarding an das weit entfernte Gate und mit wenigen Minuten Verspätung hoben wir trotz Streiks am Flughafen in Richtung Madrid ab.
Dort stand nach dem kostenpflichtigen Essen und Trinken im Zubringer von Frankfurt erst mal Nahrungsaufnahme und eine große Buddel Cola auf dem Plan – nachdem wir das Terminal gefunden hatten – die Ausschilderung und der Weg waren doch, äh, sehr spanisch und über den Madrider Flughafen werde ich noch zu berichten haben1.
Noch bunter wurde es dann aber beim Boarding für Quito. Völlige Konfusion wechselte mit Stillstand über längere Zeiträume ab, während Kathinka ihre exponierte Stellung genoss – die Ecudorianer sind doch zum großen Teil noch erheblich kleiner als sie 2. Befürchtungen an die typischen Abmessungen in Thailand zum Beispiel kamen wieder in Erinnerung, ich schlag mir an solchen Orten häufig den Schädel an ;-)
An Bord angekommen fand ein Passagier seinen Pass nicht mehr und obgleich er die Sitzreihen auf allen vieren abrobbte, musste er zuguterletzt den Flieger wieder verlassen – der ganze Spaß + ein paar offensichtlich falsch zugeordnete Gepäckstücke hielten uns mehr als eine Stunde auf, trotzdem wurde noch zuletzt pünktliche Landung zugesagt.
Das Personal ist sehr freundlich und wir lassen es uns gut gehen. Während ich das hier schreibe, fliegen wir einen locker bewölkten Atlantic ab, um uns herum eine fröhlich plappernde Gruppe, die leider jeglichen Gedanken an Schlaf nicht aufkommen lässt… Zu Essen gibt es reichlich, ein warmes Mittagessen kurz nach dem Abflug aus Madrid, Nüsse zwischendrin, eine Runde Sandwiches und sogar noch ein kleines Abendessen – es ist doch nicht alles mies an Iberia ;-) Tatsächlich sind wir auch wirklich pünktlich gelandet, die Koffer waren da, der Abholservice hat funktioniert und die Bar im Hotel war auch noch auf. WLAN ist kostenlos. Der Nachtschlaf findet uns gegen 21:00 h local time und wir schlafen bis gegen 4, halb 5 sehr gut, danach noch stückig bis halb sieben.
21.02. – Into the green
Duschen, kurz chatten, Koffer und Rucksack umräumen, dann Frühstück und erstes Zusammentreffen mit unserer Führerin Heike. Um halb neun brechen wir auf, zuerst zum Äquatorialmuseum Intinan, in Teilen etwas schräg, aber keine schlechte Einstimmung auf die Indiokulturen und viel Gedöns rund um den dort angeblich verlaufenden Äquator3.
Auch einige Touristen, dafür aber auch die ersten Kolibris. Unsere kleine Reisegruppe ist schon prima, Terezie aus Tschechien ist mit 38 das Nesthäkchen, spricht ausgezeichnet spanisch, Gabi vom Chiemsee ist noch erkältet, Salome und Haci aus der Schweiz ergänzen das international gemischte Flair.
Wir sind gerade nach Besichtigung der großen Kraters von Pululahua auf dem Weg nach Bellavista, wo wir die letzte unserer Gruppe einladen, Sue ist aus München.
Die alte Straße zur Lodge ist unglaublich schlecht, aber dadurch haben wir perfekte Aussicht auf die tropische Nebelwald-Vegetation. Blattpflanzen in riesigen Dimensionen, Baumfarne von majestätischer Größe, Brugmansien in weiß und unzählige Bromelien auf den Bäumen Es geht wieder ordentlich rauf, nachdem wir vorher auf knapp 1.800m runter waren, geht es mindestens 400 m hoch und wir erreichen die Bellavista Lodge im strömenden Regen… An den Tränken gibt es Kolibris noch und nöcher, wir fotografieren fleißig, bevor es zum Mittagessen geht.
Das Forellenfilet ist sehr lecker, auch wenn Kathinka ein extra grätiges Halbviech erwischt hat. Nach dem Essen hole ich dann doch mal das 150-500mm und es gelingen mir ein paar sehr gute Bilder von den winzigen Vögelchen.
Wir beschließen, die Schmetterlingsfarm auf morgen zu verschieben und fahren stattdessen auf der Hazienda von Heike vorbei, genießen auf ihrer Terrasse frischen Zitronengrastee, lernen ihren Mann und die Kinder kennen – und fotografieren Kolibris, vermutlich sehen wir auf der weiteren Reise keine mehr, also muss die Gelegenheit genutzt werden.
Weiter geht es in unser Hostal für die nächsten beiden Nächte – Yellow House in Mindo. Das hat schon eher Traveller-Style, mit großem Fenster zum Flur, wo jeder vorbeigeht. WTF? Der Vorhang ist auch eher Zierde, denn aktive Verdeckung. Zum Glück ist das Personal aber überaus aufmerksam und hilfsbereit und mit einer Decke als zusätzlichem Vorhang kann auch sowas wie Privatsphäre hergestellt werden. Wir müssen immerhin schon mit einem 1,40m-Bett auskommen und es gibt eigentlich nur eine Bettdecke – Kathinka nimmt die aber und ich die Überdecke, so ist für jeden gesorgt :-)
Im Haupthaus gibt es auch WLAN, so dass wir morgens nach dem Frühstück gemütlich an die Info-Arbeit für zuhause gehen können. Abendessen in Mindo, wo der letzte Tag des Karnevals tobt. Alles voller entweder mit Schaum bespritzter Menschen oder solchen, die vor Dreck starren, sich im Dreck suhlen gehört zum Karneval dazu und wir sind froh, dass wir nicht noch mehr Wasser abkriegen, als die Wolken ohnehin schon bereit hielten. Spitze der Evolutionskette stellen total verdreckte Schaumgeborene. Aber sympathischerweise immer mit einem Bier in der Hand.
Das Abendessen ist überreichlich, mein Kotelett ist tellergroß und die Beilagen, die wir dummerweise bestellt haben, überfordern uns doch alle. Um kurz vor acht sind wir wieder zurück und lesen noch ein bisschen, bevor alle um neun totmüde in die Federn fallen.
22.02. Birds and Butterflies
Der Karneval ist vorbei und vielleicht brauchen wir auch keine Ohrstöpsel mehr, die uns doch gute Dienste geleistet haben in der letzten Nacht – laute Musik aus dem Dorf drang locker bis zu uns, obwohl das ‚Yellow House‘ sehr abgeschieden inmitten einer farbenprächtigen Natur außerhalb liegt.
Die anderen sind um kurz vor fünf auf irgendeine Vogelexkursion aufgebrochen, wir schlafen uns aus bis sieben und genießen das gemütliche Frühstück an einem gemeinsamen Tisch mit den anderen Gästen des ‚Yellow House‘, Tim aus Canada, Bob aus Michigan und einem jüngeren Pärchen aus England. Wir sind definitiv in der Traveller Szene, die uns aus Thailand bekannt ist und die netten Gespräche von Weltpolitik über Fotografie, Fischen und Vogelbeobachtung machen viel Spaß.
Das Frühstück ist sehr gut, der Fruchtsaft schmeckt fantastisch, selbst der Kaffee ist einigermaßen erträglich. Omelett mit Zwiebeln sorgt für ausreichende Sättigung. Da es in einer Tour regnet, entschließen wir uns gegen den ursprünglich geplanten Spaziergang und setzen uns lieber auf die Terrasse, knipsen Kolibris und schwätzen mit unseren Freunden im IRC. Um kurz nach zehn gehen wir dann zurück aufs Zimmer, Kathinka liest und ich schreibe this hier Bericht.
Die Ankunft unserer Gruppe verzögert sich beträchtlich, tatsächlich treffen sie erst um kurz vor zwölf ein, macht aber nichts, wir haben es gemütlich. Mit den anderen zusammen geht es dann zu einer Schmetterlingsfarm und obwohl das Wetter eher bescheiden ist, fliegen die ‚Mariposas‘ ordentlich und wir freuen uns an den nicht nur bunten, sondern zum Teil auch riesigen Insekten, die sehr zutraulich sind, Kathinka trägt einen längere Zeit als lebendigen Nasenschmuck ;-)
Von der Schmetterlingsfarm geht es nach Tulipe, zu einer Ausgrabungs- und Ausstellungsstätte der Yumbo-Indios, die um 600 n.C. die Gegend besiedelten. Das Museum ist zwar überraschenderweise zu (man hat an den beiden Vortagen gearbeitet, das war zuviel, deshalb machen wir jetzt mal zu), aber gegen Eintrittsgeld-Zahlung lässt man uns dann halt ohne Führer durch.
Die Exponate sind mäßig beeindruckend, aber der Weg zum Fluss runter entschädigt reichlich. Auf dem Rückweg machen wir in einem kleinen Nest Station für einen Kaffee, bzw. ein Bier, was sich als die bessere Wahl erweist. Kaffee-und-Kuchen-Kultur war ja noch nie meines, aber das ist nun wirklich die Krönung, was die Ecuadorianer daraus machen.
Obwohl im Land Kaffee angebaut wird, gibt es wohl überall nur Instant-Kaffeepulver, dazu Maisgebäck und Käse (der die Langeweile in Geschmack ist). Auf jeden Fall verzichtbar, das Bier aber ist kalt und gut, wir haben es auch nötig, weil sich die Gruppe aufgrund des ambitionierten Tagesprogrammes von morgen für 5:00 Uhr Abreise entscheidet. (*ächz*) Zurück sind wir gegen sechs und gehen essen. Zwar ist der Kellner völlig überfordert, aber angesichts der Preise ist alles entschuldigt – Suppe, Hauptgericht und ein großes Getränk für weniger als 5,00 Dollar ist mehr als geschenkt.
Um halb neun sind wir wieder zurück, packen alles fertig und schlafen gegen neun tief und fest…
1 Kommentar
Wolfgang Lonien · 13. März 2012 um 05:44
Hi Peter & Kathinka,
schöner Bericht, und das 150-500 (little Bigma?) scheint aj auch gute Dienste geleistet zu haben. Gut daß Ihr wieder da seid!