… zehrt man noch lange. Alles dran, alles drin, ein Tag, um seinen Enkeln davon zu erzählen, auf alle Fälle aber, um im Blog davon zu schreiben.

Es fing alles damit an, dass riie vor kurzem in der TSB-Liste schrieb, dass er gerne mal mit mir eine „Rekonvaleszenz-Tour“ in Richtung nördliche Vogesen unternehmen würde.
Da fühlte ich mich schon gehörig gebauchpinselt, denn Richies Können und vor allem seine Zeit (als Fahrlehrer und Instruktor) ist manchen reichlich Geld wert, für Sicherheits- oder Kurventraining und so. Klar sind wir befreundet, aber halt doch, ja, also jedenfalls habe ich mich riesig gefreut.

Allerdings hat sich der interne Bedenkenträger auch gleich zu Wort gemeldet und seine gänzlich deplatzierten Statements à la ‚Kannst du da mithalten?‘ oder ‚Denk dran, so doll kannst du gar nicht fahren, gell?‘ abgesondert. Die Gefühle waren daher durchaus gemischt, als Kathinka und ich am Sonntag gegen halb zehn in Mainz an der Fahrschule ankommen. Es geht gleich weiter auf den Kloppberg, ein ordentliches Frühstück einnehmen. Bereits auf den paar km fällt mir auf, dass ich durchaus Lust habe, ein wenig Druck zu machen und wir sind trotz gemäßigter Gangart schon ein wenig zu fix für Kathinka, deren Entscheidung, nur zum Frühstück mitzukommen, somit völlig in Ordnung geht.
Auf dem Kloppberg ist es sehr schön und stimmig, gegen 11:00 Uhr geht es dann aber richtig los, Kathinka biegt zur Dosenbahn noch Norden ab, wir machen uns auf in den Süden ;-).
Vor Hochspeyer wird noch aufgetankt, der nächste Halt wird Nothweiler vor der Grenze nach Frankreich sein und dann geht es auf in Richtung Johanniskreuz.
Meine Herren, das geht gut heute. In den ersten Kurven habe ich die Koordination zwischen ‚Linie nachfahren‘ und ’selbstständige Blickführung‘ noch nicht hundertpro drauf, aber dann läuft es wie am Schnürchen.
Richies Vorausfahrt ist wie ein Ohrensessel, reinfallen lassen und sich wohlfühlen. Wir sind viel schneller, als ich es mir alleine zutrauen würde, aber Angst kommt nie auf, eher gespannte Freude auf die nächste Herausforderung. Insbesondere in den Rechtskurven profitiere ich von der perfekten Linie, die Richie auf die Straße schreibt und kann mich binnen kurzer Zeit erheblich steigern. Das zeigt sich auf im Schnitt, den wir knapp über 80 km/h treiben können.
Sehr ordentlich und nicht nur ich bin mit mir zufrieden.

Unterhaltsame Begegnung auf dem Weg, in der Gegenrichtung schlängelt sich ein Mopped-Konvoi von wenigstens 1 km Länge mit dichtgedrängten Maschinen, die aufgrund Platzmangels mehr als einmal auf unsere Spur rüberwackeln, zum Glück passieren wir dieses Phänomen auf einem relativ geraden Abschnitt. Im unteren Teil nach dem Johanniskreuz wäre das sehr unangenehm geworden, nicht nur, was den Schnitt angeht…

Nothweiler. Mittagessen.
Durch die Extraportion Rührei beim Frühstück noch gesättigt, sind wir nach dem ‚Gruß aus der Küche‘ schon völlig platt, aber Flammkuchen und Salat mit Putenstreifen wollen auch nicht nur bezahlt, sondern auch gefuttert werden.

Verdauungsgünstig geht es über Schotter und mäßig befestigte Sträßchen dann nach Frankreich hinein und schlagartig ist es ruhiger, gelassener, viel weniger los und die erstklassigen Franzosen halt. Dosen machen Platz, andere Moppedtreiber rutschen nach rechts und lassen die Schnelleren schneller sein. Warum kriegen das in DE so wenige hin?
Bei Niederbronn-les-bains erwischt uns eine der dunkleren Wolken und wir legen einen Boxenstopp bei Café au lait ein.
Aufgrund der doch etwas fortgeschrittenen Zeit beschließen wir, den geplanten Ausflug nach La Petite-Pierre zu kippen und über Bitche wieder in den Pfälzer Wald zurückzukehren.
Anscheinend gewöhne ich mich auch wieder an die höhere Belastung, denn ich überstehe diesen jetzt folgenden längsten Streckenabschnitt von fast 1,5h ohne Pause problemlos.
Nach Bitche nehmen wir kurz die eher langweilige B10, um dann von Süden her – also andersherum – die Strecke über das Johanniskreuz wieder unter die Reifen zu nehmen.
Und diesmal lassen wir es richtig krachen. Erheblich zügiger als noch am Vormittag wird zu Werke gegangen und ich habe in ein paar Linkskurven gehörig mit dem Fahrwerk vom Leguan zu tun, das noch in Nothweiler diskutierte Federbein der VFR zeigt sich nicht auf der Höhe der Anforderungen und bringt mich pumpenderweise schon ein wenig ins Schwitzen. Aber klasse ist es und macht einen Heidenspaß.
Es war aber auch alles dabei, Überholmanöver mit brutalem Verzögern vor der – nassen – Kurve, einmal musste ich aufgrund der Verkehrssituation in Schräglage fast bis zum Stillstand runterbremsen und so weiter. Aber alles gelingt leicht, als ob ich es schon hunderte Male gemacht hätte. Nie ist das Messer zwischen den Zähnen und eine echte Gefahrensituation hatte eigentlich bloß Richie, als der local hero seinen offensichtlichen Überholvorgang dann doch auf später verschiebt und Richie, der eben noch hintendran mitwollte, schnell mal ein wenig näher an ihn ranrückt…
Auf Reserve fahren wir dann zum letzten Tankstopp und da es mittlerweile halb sechs ist, entscheide ich mich für eine Heimfahrt auf der Bahn mit rechts ‚laut‘. Richie nimmt die Landstraße und eine wunderschöne gemeinsame Tour geht letztendlich nach 450 km zu Ende. Und besser geht es kaum noch, gepasst hat wirklich alles, insbesondere die Pausen – ich habe mich fast behinderungsfrei gefühlt

Tage wie dieser…

… finden dann aber auch noch einen würdigen Abschluss, wie ich in der nachfolgenden Betrachtung über Wassergefährte auf der A66 fortsetzen werde.


sparta

Antifascist. He/His. Get vaccinated. Wear a mask. Jede*r anders, alle Drama. Quality misunderstandings since 1963. Change is constant.

5 Kommentare

richie · 12. Juni 2007 um 20:39

Ich kann das nur bestätigen. Flottes Fahren macht noch mehr Spaß, wenn es ohne das berüchtigte „Messer zwischen den Zähnen“ geht.

Der Tag war schon perfekt – tolles Wetter (jedenfalls bis back home to sunny mainz ;-)), angenehmste Gesellschaft, kaum Verkehr – ja – und der Geruch, wenn die Pflanzen so um die insektoide Zuwendung balzen – ich liebe solche Tage.

greets
richie

Bernhard · 12. Juni 2007 um 22:40

Allein vom Lesen bekomm ich wieder Lust aufs Fahren. Und ich denke mit Freude an unsere MF-Anfahrt zurück. Als wir durch ‚mein‘ Revier fuhren. Schloss Eberstein… *schwelg*

Sicher kein Vergleich von der Schlagzahl, but who cares?

wjl · 13. Juni 2007 um 20:11

Schöner Bericht, right – kann mich dem Vorposter nur anschließen.

Leider muß ich meine Hausstrecke hier in Oberbayern erst noch finden, aber dann…

Gruß,
Wolfgang

Holger Issle · 14. Juni 2007 um 08:29

*Sabber*

So kam es also zur Tauchfahrt :-)

Gibts denn von der Tour auch einen Track? Ganz so schnell werde ich es mit meiner mittlerweile recht arg gealterten Dicken nicht mehr angehen – vor allem die Bremsen sind nicht „state of the art“. Aber etwas nachfahren wäre nicht schlecht, zumindest die südlichen Teile davon.

Ciao,
Holger

sparta · 14. Juni 2007 um 08:58

richie weiß die Strecke sicher noch, in den Diskussionen mit seinem GPS schien er sich nicht immer durchsetzen zu können, von daher bezweifele ich die Existenz eines Tracks ;-)

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